23. Juni, 2023

Angst - Ermutigung - Mut - Erfüllung!

„Mutig sein, ist nicht keine Angst zu haben, sondern es trotzdem zu tun.“

                                                                              unbekannt

 

Mit dem Thema Angst, Ängste und deren Bewältigung habe ich mich jetzt schon seit längerem befasst. Natürlich besonders für den Kursaufbau für das „Hunde-Angst- Seminar für Nichthundehalter“. Ja, und dieser Text schwirrt schon lange in meinem Kopf umher, aber etwas fehlte noch. Durch einen Artikel in „Psychologie Heute“ fand ich mein Puzzle-Teil, um meinen Blog zu schreiben.

Mensch sein heisst Angst haben, sie ist allgegenwärtig in unserem Sein und Tun. Spätestens seit der Coronapandemie wissen wir wieder, wie unsicher und nicht selbstverständlich unser Leben ist. Wir haben Angst vor Tieren, anderen Menschen, bestimmte soziale Situationen, Krankheiten, etwas, was wir besitzen zu verlieren, nicht zu gewinnen, schlechter zu sein als die anderen, nicht zu genügen und eine der lebenslangen Ängste ist: keine Bedeutung, keinen Platz zu haben. Tag täglich begegnet uns unsere Angst, sie belgeitet uns wie ein treuer Freund zu all unseren Aufgaben. Oft nehme wir sie gar nicht wahr, sie ist aber trotzdem da und beeinflusst unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Durch dieses „nicht wahrnehmen“ wird die Angst immer weiter genährt und gedeiht prächtig. Manchmal wird die Angst so gross, dass wir sie plötzlich wirklich wahrnehmen müssen und oh Schreck, was machen wir dann? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten und ein wunderbares automatisches System in unserem Körper. Die Evolution unseres Körpers hat dies ursprünglich entwickelt, um in den gefährlichen Situationen, also Lebensgefährlichen Situationen, unser Leben zu retten. Ich nehme an du ahnst es schon, ja es ist das vegetative Nervensystem mit dem sympathischen und dem parasympathischen Mechanismus. Der sympathische Anteil kann in Millisekunden unser ganzer Körper auf Kampf, Flucht oder Totstellen einstellen und alles, aber auch wirklich alles aus uns herausholen. In der wilden Welt ist dies Lebensrettend!

Es ist wichtig, dass wir per sofort zur Bestie werden, den Hundertmeter Rekord pulverisieren oder absolut bewegungsunfähig einen Toten mimen. Ich höre deine Gedanken schon: „Aber, wir sind nicht mehr im wilden Westen, es gibt keine Säbelzahntiger mehr, wieso sollte ich mich damit befassen?“.

Ganz einfach, sag das einmal deinem Stammhirn, denn dieses ist noch mit dem Säbelzahntiger per du. Wir und unsere Zivilisation hat sich so schnell entwickelt, dass unser Stammhirn nicht ganz mitgekommen ist, sprich, dieses System funktioniert noch wie vor X-Millionen Jahren. Nur hat sich der Säbelzahntiger umgewandelt in den Chef, eine Spinne, Menschenmengen, enge Räume, (aus)lachende Menschen, innere Treiber und Saboteure, die Liste unserer möglichen Ängste wird immer wie länger. Jedoch bleiben die Reaktionen unseres Stammhirns immer gleich. Wer kennt das nicht, plötzlich wird mein Gegenüber aggressiv und wütend, evtl. laut und beschuldigt sogar mich etwas getan zu haben. Oder dreht sich um und ist weg, einfach weg ohne Worte. Die Dritte Variante ist etwas kniffliger und nicht von jedermann erkennbar, das innere Erstarren zur Salzsäule, es geht nichts mehr, weder vor noch rückwärts, nur eins ist klar, es geht nichts mehr. All diese drei Reaktionen (Kampf, Flucht und Totstellen) werden durch Adrenalin und andere Botenstoffe ausgelöst. Sind aber in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so Zeitgemäss, ja eben den Säbelzahntiger gibt’s nicht mehr. Eine modernere Umgangsform mit den heutigen Lebensbedrohlichen Situationen, ist noch die Vermeidung. Dies ging aber vor X-Millionen Jahren nicht. Wenn unsere Vorfahren nur in der Höhle geblieben wären, wären sie verhungert. Jedoch heute geht dies wunderbar, wir gehen der besagten Person aus dem Weg, wir gehen nicht mehr Joggen, wegen den Hunden, fahren nicht mehr Lift, reden nicht vor Menschen, lassen uns von Aussen dauernd berieseln, damit wir unsere eigene Stimme nicht anhören müssen. Dies geht so weit, dass wir dem Leben ausweichen müssen, damit wir unseren Ängsten nicht begegnen und so müssen wir wohl oder übel unserer grössten Angst Nährstoff geben und uns aus der Gemeinschaft ablösen, somit wird sich unsere grösste Angst leider erfüllen: wir haben keine Bedeutung und keinen Platz in der Menschheitsgeschichte. Das alles nur weil unser Stammhirn ein Spätentwickler ist und in der heutigen Zeit zu viel Adrenalin produziert.

Was wäre denn das heutige Adrenalin, unser Lebensretter? Mir kommt da gleich spontan die Ermutigung in den Sinn. Den ich brauche nicht mehr ein Überlebensmodus, sondern etwas, dass mir hilft die entstandene Angst zu überwinden. Eben den Mut zu fassen, es trotz der Angst zu tun und mutig ins Leben hinauszutreten. Hier benötige ich das heutige Adrenalin – die Ermutigung.

Was gibt es schöneres, als wenn ich unsicher bin und mir eine vertraute Person sagt: „Du schaffst das, ich glaube an dich, was du vorhast, ist gut und wichtig, tue es!“. Bei diesen Worten schwindet immer mehr die Angst und an die Stelle tritt Mut, Mut es trotzdem zu tun, und wichtig ist das TUN und eben nicht zu vermeiden. Das neue Adrenalin, die Ermutigung, ist irrsinnig praktisch, es kann überall produziert werden, zu jeder Zeit. Es ist unerschöpflich, es braucht keine ababaubaren Ressourcen, noch Platz. Es kann von jeder Person, auch mir selbst, mit minimalem Aufwand per sofort, es benötigt nur ein klein wenig Wille, kostenfrei produziert werden. Und schon kann Mut wachsen. Es reicht oft schon nur ein Lächeln, ein freundlicher Blick und/oder Stimme, Geduld, Begeisterung und Freude, aktives Zuhören und Interesse zeigen. Alles Dinge die nix kosten, und jederzeit zur Verfügung stehen. Für den Mut einer Person sind diese Dinge wie Wasser, Nahrung und Sonne zur gleichen Zeit. All diese ermutigenden Handlung kann ich natürlich auch mir selbst zukommen lassen, dies wäre dann eine Selbstermutigung, quasi ich bin mir mein bester Freund. Und mit diesem Mut trete ich gestärkt in die Gesellschaft und auf mein Lebensziel los, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu leben. Ich gehe davon aus, dass auch du dieses Lebensziel hast.

Wie schaffen wir den jetzt ein erfülltes und sinnvolles Leben. Dieses letzte Puzzleteil hat mir die Forschung für diesen Blog geliefert. Im monatlich erscheinenden Heft „Psychologie Heute“ Ausgabe Juni 2023, im Artikel „Innerlich reich“ ist ein Interview mit Doris Baumann (Psychologin an der Uni Zürich) über ihre Forschung „Was ein erfülltes Leben ausmacht“ abgedruckt. Ihre Forschung hat ergeben, dass „Gerade wenn wir Schwierigkeiten meistern, kann uns das später sehr bereichern, denn ein erfülltes Leben muss nicht immer sorgenfrei sein.“ Sie beschreibt, dass das Erfülltsein aus einer kognitiven und einer emotionalen Komponente bestehe. Wenn wir Fähigkeiten entwickeln wie Neugierde, Dankbarkeit, positives Erkennen, Mut etwas zu tun mit Hilfe der Selbstermutigung, erreichen wir ein hohes Mass an Selbstwirksamkeit und Resilienz, dies führt zu innerlicher Zufriedenheit und Ruhe. Im Einklang mit dem Leben sein, fliesst in beide Richtungen, also dies alles gegenüber mir selbst, aber auch gegenüber meinen Mitmenschen und über Generationen. Es braucht den Mut sich selbst zu erkennen und zu sein, seine Werte zu definieren und diese zu leben, so entstehet eine Fülle in uns selbst und nicht eine Leere und Reue über das gelebte Leben. Oha, da war nichts von Flüchten und Vermeiden dabei, auch keine grossen Materiellen Anhäufungen bringen uns Erfüllung, sondern Eigenverantwortung und beherzt drauf los. Übrigens, wenn wir mit dieser Selbstarbeit durchs ganze Leben gehen, ja, du hast richtig gelesen „durchs ganze Leben“, denn es ist eine Lebensaufgabe, dann profitieren wir alle doppelt. Denn dabei profitiere ich selbst mit einem erfüllten Leben, aber auch du und jeder andere, dem ich begegne, profitiert von meiner Haltung und Ausstrahlung. Packen wir es an und produzieren Ermutigung für uns selbst und unsere Mitmenschen ohne Ende, der Rest kommt von selbst😊.


Wer du etwas mehr zur Ermutigung lesen möchtest, ich keine ein super Buch „Mut tut gut“ von Theo Schoenacker, da ist der Titel Programm.